Die Darmflora, Anti-Aging und der Killifisch
Die Darmflora, Anti-Aging und der Killifisch
Der Türkise Killifisch stammt aus Afrika und hat es nicht leicht im Leben. Sein Problem ist, er altert sehr schnell und hat so nur eine kurze Lebensspanne.
Des einen Leid – des anderen Freud!
Für Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Anti-Aging, oder „das Altern des Menschen“ beschäftigen, ist die kurze Lebensspanne des Killifisch ein Segen. An ihm lassen sich bestimmt Abläufe in einer kurzen Zeit beobachten, wofür man sonst Jahre bräuchte.
Der Türkise Killifisch altert etwas so schnell wie der Fadenwurm, ein anderer Star der Anti-Aging-Forschung. Als Wirbeltier ist er aber genetisch sehr viel näher an den Menschen als Würmer oder Insekten und daher für manche Forschung viel besser geeignet.
Die Forscher des Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns in Köln haben sich das zu Nutze gemacht und einen extrem spannenden Versuch mit Türkisen Killifischen durchgeführt.
Kann die Darmflora unser Altern bestimmen?
Wichtig für uns – unser Darm. Eines unserer allerwichtigsten Organe – der Darm. Über ihren Darm reden die meisten Menschen nicht gerne, obwohl gerade der Darm bei Medizinern, Biologen und anderen Wissenschaftlern sehr hoch im Kurs steht. In den letzten Jahren wurden sehr viele neue Erkenntnisse über den Darm erforscht und seine Bedeutung für uns viel höher eingestuft. Wir wissen heute das der Darm eines unserer allerwichtigsten Organe ist, der nicht nur die Verdauung und die Nährstoffaufnahme wesentlich bestimmt, sondern auch einen großen Einfluß auf unser Immunsystem hat und direkt mit unserem Gehirn in Verbindung steht.
(Dazu auch mehr in unserem Artikel „Liebe Deinen Darm wie Dich selbst!„)
Aber hat der Darm auch einen direkten Einfluss auf unser Altern, also auch auf Gesundheit, Wohlbefinden und unsere Lebensqualität?
Frischzellenkur mit Darmbakterien?
Die Forscher in Köln gingen dieser Vermutung nach. Dazu nutzten sie eben den Türkisen Kiliifisch, dessen Darmflora in Zusammensetzung und Artenvielfalt der des Menschen ähnelt. Sie behandelten ältere Kilifische mit Antibiotika bis alle Darmbakterien abgetötet waren. Diese Fische bekamen dann Darmbakterien von jungen Fischen eingesetzt.
Das Ergebnis:
Die Fische leben nicht nur 40% länger als normal, sie waren im hohen Alter auch so agil und fit wie ganz junge Fische.
Was bedeutet das für uns?
Die Forscher des Max-Planck-Institutes wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen und sicher sind noch einige Studien notwendig, um genau zu verstehen was da passiert ist und was wir daraus ableiten können. Spannend ist dieser Versuch aber auf jeden Fall und ein weiteres Indiz dafür wie überaus wichtig unser Darm und vor allem die Darmflora für uns ist.
Bekannt ist bereits aus vielen anderen Studien, dass die Zusammensetzung der Bakterien im Darm sich im Alter verändert. Wir haben dann nicht mehr soviel verschiedene Bakterien im Darm und auch die Menge insgesamt nimmt stark ab.
Es macht also in jedem Fall Sinn, sich um seine Darmbakterien zu kümmern und das in jedem Alter. Antibiotika die wir Einnehmen, aber auch solche die wir über unsere Nahrung und unser Wasser aufnehmen schädigen immer auch die Darmflora massiv. Aber auch Umweltgifte haben eine fatale Wirkung auf die Darmflora.
Einen Aufbau der Darmflora nach einer Antibiotikaeinnahme sollte für uns selbstverständlich sein. Aber auch darüber hinaus ist eine gezielte Unterstützung der Darmflora von Zeit zu Zeit sehr wichtig.
Axel Steller
Medizinjournalist und Buchautor